Julius Ochieng: Vom Aussteiger zum Musiker


Julius war das, was man einen Aussteiger nennt, einen „drop out“. Er wurde von seiner Mutter alleine großgezogen. Und: er ist das älteste von sieben Geschwistern. Deshalb fiel ihm früh die Aufgabe zu, die Familie zu ernähren.

Müll sammeln, um zu überleben

Was er in seiner Kindheit tat, tun heute noch Tausende im Slum von Korogocho. Sie gehen auf die Mülldeponie, die direkt am Dorfrand liegt. Dort buddeln und kramen sie im Dreck, ohne Schutz vor dem oft beißenden Gestank des Mülls. Julius stampfte auch auf dem Müll herum, den die Reichen der Millionenstadt weggeworfen hatten. Mit seiner Mutter und seinen sechs Geschwistern hat er in einem einzigen Zimmer gelebt. Der Slum sieht auch für solche Familien keinen Luxus vor.

Die Mutter allein schaffte es nicht

Mit dem kleinen Job, den die Mutter hatte, war es unmöglich, die Familie zu ernähren. Also musste der kleine Julius zum Müll. Jeden Tag. Viele Stunden. Er sammelte Schrott und Kunststoffe von der Deponie und verkaufte sie für etwas Geld an Händler. Stundenlanges Suchen und Sammeln ergaben, wenn er Glück hatte, ein Kilo „Wertstoffe“. Die verkaufte er dann an Zwischenhändler. Pro Kilo bekam er etwas mehr als einen Euro, nach sieben oder acht Stunden im Dreck.

Der Druck wurde immer größer. Grundschule vormittags und dann zur Müllhalde Dandora: auf die Dauer konnte das nicht gutgehen. Oft genug ließ er die Schule sausen. Die Geschwister hatten Hunger, brauchten Kleidung, mussten überleben. Julius brach die Schule ab und wurde ein „drop out“.

Aus dem Müll zur Musik: Julius Ochieno © Tom Rübenach

Julius Ochieno alias Julliy Mwanakochi hat es aus dem Müll zur Musik geschafft. Auch mit Unterstützung Ihrer Spenden und unserer Stiftung.

Dann, eines Tages, fiel jemandem von der Ayiera-Initiative dieser Junge auf, weil er ständig sang. Selbst auf dem Müll hatte er ständig Musik im Kopf, während er stundenlang die Wertstoffe suchte. Über diese Zeit sagt er heute: „Ich bin zur Ayiera-Initiative gekommen, als ich ein Schulabbrecher war. Meine Mutter konnte sich natürlich das Schulgeld nicht leisten. Die Jungs von der Initiative haben mich rausgeholt aus dem Müll. Sonst wäre ich vielleicht immer noch dort.“ Sofort hat ihn das „Talent Development Programm“ der Ayiera-Initiative begeistert. Dort konnte er auch singen, tanzen oder Theater spielen. Aber er wollte nicht nur singen und tanzen. Er wollte – und konnte – auch wieder in die Schule gehen.

Singen, tanzen, Schule

Mit dem Stipendienprogramm konnte Julius auch nicht nur die Grund-, sondern auch die Mittelschule abschließen. Irgendwann will er richtig rein ins Musikgeschäft, und erste Schritte hat er bereits unternommen. Neben all seiner Freude über Schulabschluss und Musik machen ist ihm noch etwas anderes wichtig: „Ich bin in Korogocho geboren und aufgewachsen und hoffe, dass ich durch meine Musik meine Geschichte der ganzen Welt erzählen kann“, sagt er. „Damit jedes talentierte Kind da draußen, sei es in Musik, Tanz, Poesie, ermutigt werden kann und aus meiner Geschichte lernen kann“. Wer ihn in den kleinen Straßen des Slums erlebt und mit ihm umherstreift, dem begegnet viel Respekt für den Mann, der mal ein Aussteiger war.

Modehaus und Musiklabel

Julius: „Ich bin entschlossen, meine Träume wahr werden zu lassen!“

Aus dem kleinen Julius von der Müllhalde ist jetzt Julliy Mwanakochi geworden. Sein Traum ist es, sein eigenes internationales Musiklabel und Modehaus zu gründen. Dort will er dann talentierte Musiker fördern und unterstützen. „Ich bin entschlossen, meine Träume wahr werden zu lassen, und deshalb gebe ich mein Bestes in meiner Musik“, sagt er mit offenen Augen und bestimmt. Wenn man ihm zusieht und zuhört, glaubt man daran.

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